Aus ihr werden alle Qualitätsstufen erzeugt: vom Qualitätswein über Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese bis zum Eiswein. Bewirtschaftet werden heute insgesamt 63 Hektar Weinberge.
Bis 1997 war Schloss Vollrads in Familienbesitz. Nach dem Freitod des letzten Eigentümers, Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau, ging es in den Besitz der Nassauischen Sparkasse über. Geführt wird die Schlossanlage von Dr. Rowald Hepp und Ralf Bengel. Ihre Philosophie: „Der Rheingau ist durch den Riesling bekannt geworden. Und wir machen das, was wir am besten können: also Riesling.“ Seit letztem Jahr haben sie komplett auf ökologischen Anbau umgestellt. „Damit der Boden gesund bleibt“, erklärt Bengel. „Denn Reben sind Dauerkulturen mit Gedächtnis.“
Mit der ökologischen Arbeitsweise ist man auf Schloss Vollrads bestens vertraut. Zum Beispiel werden hier seit circa 30 Jahren keine Insektizide mehr eingesetzt. Stattdessen greift man bei der Schädlingsbekämpfung auf den Einsatz von Pheromonen zurück. „Und das mit Erfolg“, wie Ralf Bengel bestätigt. Zahlreiche Auszeichnungen zeugen von der herausragenden Qualität der Weine.
„Wir machen Rares noch rarer.“

Schloss Vollrads liegt auf einer Höhe von 160 Metern, ist umgeben von Wald und Weinbergen. Seiner versteckten Lage verdankt es auch seine Unversehrtheit. Es wurde niemals zerstört, überfallen oder in Brand gesetzt. Ein reicher Fundus von alten Dokumenten konnte dadurch erhalten bleiben. Sie sind im Turm der Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert, dem ursprünglichen Kern des heutigen Schlosses, untergebracht. Dort befindet sich auch das „De Speculum naturale“, eines der frühesten gedruckten Bücher der Naturwissenschaften. Im Erdgeschoss, der ehemaligen Hauskapelle, werden heute die wertvollen Weine gelagert. „Unsere Schatzkammer“, betont Bengel stolz. Und die unterscheidet sich deutlich von anderen Weingütern. Denn hier werden ausschließlich edelsüße Weine in Großflaschen gelagert. „Von Eiswein und Trockenauslese gibt die Natur nur wenig her“, erläutert der Winzer und erklärt, warum er das Rare noch rarer macht:
„Durch die Abfüllung in Magnum- und Doppelmagnum-Flaschen sowie in 6- und 12-Liter-Flaschen schaffen wir eine weitere Mengenbegrenzung für das Außergewöhnliche.“
Im Wohnturm befindet sich auch die älteste Weinrechnung der Welt aus dem Jahr 1211. „Sie dokumentiert den Weinbau bereits im frühen Mittelalter in der heutigen Rheingauer Einzellage Schlossberg“, erläutert Ralf Bengel. Seit dem deutschen Weingesetz von 1971 ist Schloss Vollrads Ortsteil und Lage zugleich. Ein Wein aus dieser Lage darf deshalb ohne Angabe einer weiteren Ortsbezeichnung als „Schloss Vollrads“ bezeichnet und etikettiert werden.
Historie
Namentlich benannt wurde das Schloss nach den Herren von Winkel, die erstmals 1218 und 1268 quellenkundlich erwähnt wurden. Ihre Erben, Familie von Greiffenclau, errichteten Anfang des 14. Jahrhunderts (1330) den von einem quadratischen Teich umgebenen und nur über eine Brücke erreichbaren Wohnturm. Neben diesen Turm erbaute Georg Phillip von Greiffenclau 1684 das heutige zweiflügelige Herrenhaus. Um 1700 entstanden unter seinem Sohn Johann Erwein die Wirtschaftsgebäude sowie die Begrenzungsmauern um den Schlossgarten. Seit dieser Zeit ziert den Wasserturm ein barockes Haubendach.
Erst 200 Jahre später ließ die aus dem Kölner Bankiersgeschlecht Oppenheim stammende Gräfin Clara Matuschka-Greiffenclau den Südtrakt des Herrenhauses um ein drittes Stockwerk erhöhen, zwei Türme mit Zwiebelhauben anbauen, die Terrassen erweitern und den Erker am Donjon ebenfalls aufstocken. Ab 1935 war Richard Graf Matuschka-Greiffenclau, der spätere Präsident und Ehrenpräsident des Deutschen Weinbauverbandes, Gutsherr auf Schloss Vollrads. Aus seiner Zeit stammt eine stattliche, auch heute noch erhaltene Gläsersammlung. 40 Jahre später übernahm sein Sohn Erwein den hoch verschuldeten Besitz. Das Konkursverfahren der Hausbank konnte er nicht abwenden. 1997 nahm sich der Graf das Leben. Seitdem befindet sich Schloss Vollrads mit seinen Weinbergen und dem Restaurant im Besitz der Nassauischen Sparkasse.
Lebendige Vergangenheit
„Das Schloss können wir nur erhalten, wenn es lebt“, sagt Ralf Bengel nachdenklich und macht bei der Besichtigung der Räume die Vergangenheit lebendig.

So sind im Ledertapetenzimmer aus dem 17. Jahrhundert im Erdgeschoss sowie dem Salon (mit rosa Stühlen) und dem Herrenzimmer im Westflügel kirchliche und standesamtliche Trauungen möglich.

Wegen ihres besonderen Ambientes werden die Räumlichkeiten gerne auch von Prominenten genutzt.

Doch in der ehemaligen Schlosshalle und dem ehemaligen Wohnzimmer der gräflichen Familie spielt sich noch viel mehr ab. Lesungen, Geschäfts-Events und Konzerte im Sommer füllen die alten Mauern mit Leben. Während der Saison von Ende März bis Ende Oktober werden Ausschank und kleine Speisen im Innenhof angeboten. „Events sind unser zweites Standbein“, erläutert Bengel. Und die sind begehrt, haben sich weit über die Region hinaus einen Namen gemacht.
Das dritte Standbein ist das Gutsrestaurant im Kavaliershaus und der angrenzenden Orangerie. 2018 kam es unter die Haube: Küchenchef Alexander Ehrgott hatte es in den Gault Millau geschafft.
Portrait
Der gebürtige Heilbronner Ralf Bengel (58) kam über seinen Beruf als Winzer in den Rheingau. Es ist seit 37 Jahren seine Heimat. Nach seiner Ausbildung zum Winzer und anschließendem Weinbau- und Oenologie-Studium in Geisenheim hat er Stationen auf Weingütern in Baden-Baden und in Rheinhessen durchlaufen. 11 Jahre lang war er in Lorch, wechselte 2003 zu den Hessischen Staatsweingütern nach Kloster Eberbach. Seit 2018 leitet er gemeinsam mit Dr. Hepp die Geschäfte von Schloss Vollrads. Sein Lieblingswein?

„Natürlich Riesling“, antwortet er prompt. „Aber auch die Konkurrenz muss man testen“, meint er verschmitzt. Und dazu gehöre auch mal ein guter Rotwein. Um sich körperlich und geistig fit zu halten, spielt Bengel gerne Volleyball, aber auch Skat und Doppelkopf. Der von im „zurückprobierte“ älteste Wein trägt das Jahr 1706. „Bei richtiger Lagerung mit möglichst gleichmäßiger Temperatur zwischen 10 und 12 Grad, Dunkelheit und einer gewissen Feuchtigkeit bei Korkflaschen kann ein Wein nahezu ewig halten“, meint der Experte. Allerdings:
„Alle 30 Jahre muss umgekorkt werden.“
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Schloss Vollrads
65375 Oestrich-Winkel
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E-Mail: info@schlossvollrads.com